Hier dargestellt das Duo Turkeev vom Zirkus FlicFlac

In Kursen und Workshops bin ich häufig gefragt worden, warum ich Bilder in schwarzweiß zeige. Auf diese Frage gibt es nicht eine, sondere unzählige – sicherlich richtige – Antworten. Entscheidend hierbei ist, wem diese Frage gestellt wird. Jeder hat darauf eine ihm eigene Antwort.

Wir können davon ausgehen, dass die Ursache gewiss nicht in einer Besonderheit oder gar eines Fehlers der verwendeten Kamera liegt.

Meine eigene (subjektive) Antwort lautet daher sinngemäß:

Der Betrachter meiner Bilder wird bemerkt haben, dass ich häufig Aufnahmen auf das notwendige reduziere. Alles – was nicht zwingend sichtbar sein muss – findet sich im Idealfall auch nicht in dem Foto wieder. Zumindest in der Theorie. Natürlich bin ich realistisch genug zu wissen, dass nur äußerst wenige Motive makellos, frei gestellt von störenden Elementen anzutreffen sind. Gottlob gibt es als letzten Schritt hervorragende Lösungen in Form von EBV.

Eine logische Fortsetzung dieser Art zu fotografieren ist eine Umsetzung des Motivs in schwarzweiß. Auch wenn „schwarzweiß“ syntaktisch nicht korrekt ist, hält sich dieses Adjektiv bereits über Jahrzehnte. Es handelt sich sicherlich mehr um monochrome Aufnahmen, da die diese nicht den Farbraum des natürlichen Lichts beinhalten und somit nur Helligkeitswerte (Abstufungen von z.B. schwarz bis weiß) dargestellt werden. Diese Feststellung mutet sehr technisch an. Monochrome Bilder beherrschen neben der Darstellung von technischen Objekten zweifelsfrei Stimmungen und / oder Gefühle.

Da der Betrachter eines solchen Bildes nicht von den sichtbaren Farben abgelenkt wird – nun sind wir bei dem eigentlichen Kern der Frage – nimmt er die Aufnahme anders wahr. Der Blick konzentriert sich (oder sollte es nicht heißen: wird konzentriert) auf den wesentlichen Inhalt wie Aufbau des Bildes, Stimmung des Lichts, Helligkeit und Kontraste. Die Strukturen und Formen eines festgehaltenen Momentes werden von dem Betrachter in einer ganz persönlichen Art und Weise empfunden und wahrgenommen. Diesen Prozess gilt es bei ihm in Gang zu setzen, das Gesehene auf ihn wirken zu lassen und ihm Raum für eigene Interpretation zu geben.

Die Reduzierung auf die monochrome Darstellung nehme ich nicht in der Kamera vor. Dieser Schritt erfolgt an einem Rechner mit entsprechender Software. Das Anheben bzw. Absenken der Helligkeitswerte, Tiefen und Lichter, Gradation oder Tonwerte lässt sich hier viel exakter bestimmen. Wie schon in der analogen Dunkelkammer resultiert hieraus eine sehr fein abgestufte, subtile Bearbeitung mit einem vollkommen eigenen Bildeindruck. Generationen von Fotografen sind Vorbilder für ausgezeichnete Bilder und deren analoge Technik erlebt zur Zeit eine wahre Renaissance. Moderne Werkzeuge ermöglichen mit viel Übung, einer Menge Geschicklichkeit und Erfahrung mindestens gleichwertige Ergebnisse.

Rechnergestützte Bildbearbeitung wird vielfach zur „Rettung“ misslungener Aufnahmen genutzt, dies ist jedoch ein vollkommen anderer Themenbereich, der hier nicht angesprochen wurde.