Details: Geschrieben von Gabriele Körting; Kategorie: Buchvorstellungen; Veröffentlicht: 02. Mai 2023

Anders fotografieren als andere!

Wer einmal erfahren möchte, was einen professionellen, kreativen Werbefotograf seit vielen Jahren erfolgreich macht, dem sei das nebenstehende Buch empfohlen.

Die Frage, wie ein renommierter Fotograf wie Eberhard Schuy zu seinen Bildideen findet, ist für mich Spannung pur. Den Einblick in die Philosophie, seine innere Motivation und der Blick über die Schulter des gestandenen Profis auf die Entstehung seiner Werke halte ich für wichtig und lehrreich.

Psychologie befasst sich per Definition mit der Gefühlswelt der Wahrnehmung und dem Verhalten des Menschen. Unter Philosophie hingegen verstehen wir das eigene Welt-/ Selbstbild einer Prüfung zu unterziehen bzw. anderen zu erläutern. Um es vorwegzunehmen: Eberhard Schuy legt in dem Buch seine daran geknüpfte Arbeitsweise offen, wobei sowohl eine Menge Psychologie als auch Philosophie eine Rolle spielen. Genau dies führt dazu, dass sein neuestes Buch mit Sicherheit nicht in der Kategorie „Belletristik“ einzuordnen ist. Es ist ein Sachbuch, welches sich mit Fotografie , Kreativität und erfolgreicher Arbeit befasst. Natürlich lockert Schuy seine Thematik gekonnt auf, in dem er z.B. Anekdoten^*1 / Kurzgeschichten^*2 einfließen lässt.

In dem ersten Teil – man könnte meinen, dass er den „Goldenen Schnitt“ der Fotografie auf die Buchform umgesetzt hat – geht er eben auf sein ureigenstes Weltbild ein. Auf seinen persönlichen Stil / seine Art kann und muss man sich einlassen.

Neben der „Geschichte von der einsamen Höhle“ und „nicht kalkulierbarer Abenteuer“ erläutert er seine Kreativität , seine Persönlichkeit und wie „aus der Persönlichkeit ein Bild entsteht“. Sehr anschaulich geschieht dies mit der Visualisierung eines Spaziergangs durch ein ihm unbekanntes Dorf. Wichtig erscheinen mir Verfahrensweisen mit solchen Ideen^*3, zu denen es wahrscheinlich keinen Auftrag geben wird und auch kein Bild in Vorbereitung ist.

Ab „Wege zum Bild“ geht es um die eigentliche Planun zu einem konkreten Bild. Die Technik / Ausstattung ist nicht das entscheidende Kriterium für das spätere Bild. Mit „Noch nie hat ein Fotografierender ein Motiv im Sucher seiner Kamera gefunden!“ nordet er den Leser auf die Wichtigkeit einer guten Planung / Vorbereitung ein. Eberhard Schuy liebt es seine gedankliche Vision zunächst in einer Arbeitsskizze umzusetzen, wobei diese Skizzen schon sehr aufwendig gestaltet sind. Die Arbeit am Set ähnelt dann einem Bauprojekt, der Architekt hat den Bauplan erstellt, mit dem Kunden abgestimmt und zu guter Letzt erfolgt die Umsetzung. Das fertige Bild entspricht – in den Beispielen – exakt der vorher gefertigten Planung. Varianten lassen sich mit diesem Set durch Austausch des Hauptmotivs und / oder Anpassung des Hintergrundes schnell und unkompliziert umsetzen. So lassen sich ohne erheblichen Aufwand ganze Serien erstellen.

Auf dieses Buch von Eberhard Schuy war ich sehr gespannt und zum Ende meiner Rezension stelle ich fest, dass ich an keiner Stelle enttäuscht wurde.
Das Bildmaterial: äußerst ansprechend // der Buchinhalt: informativ und lehrreich.
Einziger Kritikpunkt sind stellenweise lange, verschachtelte Sätze, die das Lesen ein wenig erschweren und eine durchgängige Konzentration erfordern. Gerne würde ich Herrn Schuy in einem seiner Kurse live erleben, was aber schon an einer Zulassung scheitern wird.

*1 Seite 4 Anekdote zu dem Bild 1.2 - Schuh
*2 Seite 63 Paul und Mary zu dem Bild 2.1 - zwei Gläser
*3 Seite 63 Paul und Mary zu dem Bild 2.1 - zwei Gläser
*4 Seite 114 Erläuterungen zu dem Bild 4.14 - Flasche