500 Schüler und Studenten im Bann der Chemie – das kommt zumindest außerhalb entsprechender Fakultäten sicher nicht so häufig vor.

 

Am 25. April hatte der Initiativkreis Mönchengladbach in seiner Reihe „Nobelpreisträger in Mönchengladbach den Chemienobelpreisträger Ben Feringa zu Gast. Er trat gleich zweimal auf – morgens gab er eine Stunde Unterricht, abends trug er vor Publikum vor.
Gestern morgen erlebte man einen solchen Moment. Im überfüllten Audimax der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach feierten die jungen Leute den Mann, der 2016 für das Design und die Synthese von molekularen Maschinen den Chemienobelpreis erhielt.
Eine Stunde lang führte der Niederländer Ben Feringa, der an der Universität Groningen lehrt und forscht, sein Publikum durch die Welt der Chemie, erklärte unterhaltsam und mit einigen persönlichen Anekdoten gewürzt, wie es zur Entwicklung der molekularen Nano-Maschinen kam. Diese kleinsten denkbaren Maschinen sollen in der Zukunft in der Medizin, der Industrie und im Alltag zum Einsatz kommen. Möglich ist all dies, weil sich die molekularen Maschinen autonom bewegen können. Angetrieben werden sie beispielsweise von Zucker, der im menschlichen Blut immer vorhanden ist. Die Maschinen transportieren damit Medikamente im Körper an die richtige Stelle. Ein weiterer Treibstoff ist Licht. So wirken lichtgesteuerte Antibiotika und Chemotherapeutika punktgenau und können unerwünschte Nebenwirkungen verhindern.
Auf ebenso smarte Weise funktionieren molekulare Maschinen bei Lacken und Wandanstrichen – sie können sich selbst reparieren und verlängern damit ihre Haltbarkeit. Diese Nachhaltigkeit kann auch übertragen werden auf Rohstoffe. Und sogar auf die Fenster in unserem Zuhause: In etwa 15 Jahren sollen diese sich selbst reinigen können.
Damit all dies eines Tages Wirklichkeit wird, ruft Ben Feringa die junge Generation auf, sich einzubringen. „Folgt Euren Träumen“ ist seine zentrale Botschaft: „Entdeckt, wofür Ihr Euch engagieren wollt, und habt Vertrauen in Euch selbst. Lotet Eure Grenzen aus.“


Am Abend hatte der Initiativkreis Mönchengladbach zum zweiten Mal an diesem Tag in das Audimax der Hochschule eingeladen. Jetzt entführte Ben Feringa 500 Erwachsene in seine Forschungsarbeit. Nach seinem spannenden Vortrag stellte er aber im Gespräch mit Christoph Teuner, Chefmoderator beim Nachrichtensender n-tv, auch heraus, dass die Entwicklungen smarter Maschinen ihre Grenzen haben werden: „Wenn die Menschen ihre DNA plötzlich neu schreiben könnten, um etwa den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern oder einfach ein attraktiveres Aussehen zu erzielen, stößt das auf ethische Probleme. Als religiöser Mensch bin ich da sehr vorsichtig.“
Ein weiteres großes Thema im Gespräch mit Christoph Teuner war die Umwelt, hier insbesondere der Klimawandel und der Kampf gegen Plastikmüll. Auch auf diesen Gebieten könne die Nanotechnologie zu Verbesserungen führen, so Ben Feringa. Funktionieren würde dies durch verstärktes Recycling. Allerdings, so der Spitzenwissenschaftler weiter, führe das Trennen der einzelnen Komponenten zu enormen Kosten.
Zum Abschluss rief er sein Publikum auf, kritisch und wachsam zu bleiben: „Populisten sind beängstigend. Überprüfen Sie immer genau, ob man Ihnen Fiktion auftischt, oder ob es wirkliche Fakten sind. Deswegen unterrichte ich so gerne – ich möchte jeden meiner Studenten so ausbilden, dass er grundsätzlich nach fundierten Informationen sucht.“
Ben Feringa trug sich in Anwesenheit von Bürgermeister Michael Schroeren in das Goldene Buch der Stadt ein. Schirmherr beider Veranstaltungen war Professor Dr. med. Andreas Lahm, Kliniken Maria Hilf GmbH und persönliches Mitglied des Initiativkreis Mönchengladbach. Mit Ben Feringa empfing der Initiativkreis Mönchengladbach in den 15 Jahren seines Bestehens den 31. Nobelpreisträger.