„Wir werden Freude miteinander haben – wie damals!“ schwört Konrad Beikircher in der Ankündigung zu dieser Veranstaltung. Und tatsächlich führt der Abend auf eine kurzweilige Zeitreise in das Nachkriegs-Deutschland.

Beikircher spricht von einem unterschätzten und verkannten Jahrzehnt. Diese These leitet er aus der Erkenntnis ab, dass die Menschen in den 50ern nach vorne - in die Zukunft -schauten. Mit zahlreichen Anekdoten und Geschichten untermalt er die musikalischen Beispiele aus dieser Zeit. Wohlbedacht stellt er den Satz von Péter Esterházy: „Es ist elend schwer zu lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt.“ an den Anfang. 

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Gekonnt unterbricht er seine Erzählungen mit Musikstücken aus dieser Zeit. Oder umgekehrt? Unterbricht er die Musikstücke mit Erzählungen? Bayo Bongo, Seeman- laß das Träumen, Der Weiße Mond von Maratonga, Das Alte Haus Von Rocky Docky, Tom Dooley und einige andere Stücke gehörten zu dem Abend. Und genau diese Lieder packt Konrad Beikircher mit seinen kongenialen Musikern aus Frankfurt: Matthias Raue, Martin Wagner und Hanns Höhn, am Schopf und schüttelt und zaust sie, bis ihnen die Schuppen vom Kopf fallen. Genau dieser Satz, der aus dem Programm stammt, trifft den Nagel auf den Kopf.

Wortgewandt führt Konrad Beikircher die Besucher in das „Wohnzimmer an den Nierentisch mit dem schmiedeeisernen Gestell für die Cognac-Schwenker“. Mit dem Fernsehen kam Catharina Valente als Rettung aus der Schweiz, Clemens Wilmenrod aus dem Sauerland als erster Fernsehkoch und Vico Torriani mit seinen Spaghetti Bolognese in die typisch deutsche Wohnung. Es war eine Zeit, in der Hildegard Knef als unkeusch galt und sie noch nicht auf die Bühne gelassen wurde. Namen wie Zarah Leander, Marlene Dietrich, Lolita und Lale Andersen waren in den 50ern häufig Gesprächsthema.

Eine Zeit, in der auch die Filmindustrie einem Wandel unterlag. Die Kinos zeigten Heimat- und Liebesfilme, aber auch Krimis, Militär-, KuK-Filme und Western. Schauspieler wie Garry Cooper und Peter van Eyck erlangten Ruhm.

Der junge Beikircher wandert fasziniert um den Kiosk mit dem Spruch „Persil bleibt Persil bleibt Persil..“ .Die Werbung aus den 50ern zeigt deutlich den Wandel der Zeit und bringt  Namen wie Haribo, den Sarotti-Mohr, Medima Wäsche und Asbach Uralt in die Geschäfte. Produkte, die bis in die heutige Zeit bekannt sind.

Stolz weiß Beikircher auch über das Maschinengewehr Gottes – gemeint ist Pater Johannes Leppich – zu berichten. Dieser soll bei einem Aufenthalt in Bozen den Jugendlichen verraten haben, wo sich dort Nutten aufhielten. Eine Adenauer-Anekdote treibt die Heiterkeit auf die Spitze. Auf die besonderen Vorlieben eines offensichtlich schwulen Ministers angesprochen, soll Konrad Adenauer spontan geantwortet haben: „Zu den Vorlieben des Ministers kann ich nichts sagen. Bei mir hat er es noch nicht versucht.“ Und das in einer Zeit, als der §175 noch im Strafgesetzbuch stand...!

Wie kaum ein anderer versteht Konrad Beikircher sein Publikum in den Bann zu ziehen. Live und auf der Bühne muss man ihn erleben. „Konrad Beikircher mit seinen kongenialen Musikern“ ist eine absolut zutreffende Aussage aus der Programmvorschau. Kurzweiliger kann ein Abend wirklich nicht sein. Ein Stück Kunst im Kunstwerk.

Konrad Beikircher (Gesang, Geige, Gitarre, Mundharmonika)
Matthias Raue (Geige, Bratsche, Mandoline)
Martin Wagner (Akkordeon)
Hanns Höhn (Kontrabaß)